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Eigenverantwortlicher Richtwert

Ein neues Bezahl-Modell

Alexander Lang, am 13.04.2015

Festspielpreise in der Festspielstadt? Das ruft nach einem Kontrapunkt! Auf zu einem materiellen Experiment, das Sie selbst in der Hand haben...
Salzburg, weltberühmte Festspielstadt, du Nabel der Welt... Wer es in Salzburg schafft, der schafft es überall - so sagt man... Auch wenn Frankie Boy das gleiche von NYC behauptete...
Hier ist oft - besonders freilich während Festspielen - viel los und es gibt viel zu sehen; und neuerdings ist gefühlt das ganze Jahr durchgehend "Festpielzeit" in Salzburg! Der Begriff "Festspielpreise" wiederum beschreibt seit jeher ein Phänomen, von dem jeder Einheimische ein Lied zu singen weiß: Während die Reichen und angeblich Schönen über rote Teppiche stolzieren, wird plötzlich alles vorübergehend irgendwie teurer. Man könnte auch Nepp dazu sagen, tut man aber nicht...
Parallel scheint sich nun neuerdings eine andere Kultur auszubreiten, mit Veranstaltungen, die z.B. mit "Pay as you wish! Du bestimmst den Preis!" werben. Ein toller Kontrapunkt, wie ich finde!

Das Experiment:

Mir gefallen Sachen, die mit Eigenverantwortung und FreiSein kokettieren ja grundsätzlich, und in meiner Auseinandersetzung mit Materie (das Thema "Außerkörperlichkeit" ist ja nichts anderes) passt das auf anderer Ebene gerade recht. Schon lange wollte ich die weltliche Seite in meiner Praxis ein wenig interessanter gestalten - so lade ich Sie jetzt ein, doch mit mir einen Versuch zu wagen:
Ich sehe es entspannt als spannendes Experiment und biete bis auf weiteres einiges mit "eigenverantwortlichem Richtwert" an!

So geht es:

Ich sage Ihnen, dass vergleichbare Angebote in der Regel zwischen X und Y Euro kosten, und
Sie geben einen Ausgleich nach eigenem Vermögen und Ermessen
vorher in meine goldene Box, und ich entleere diese irgendwann im Nachhinein gleich nach getaner Arbeit und Sie bekommen flux die formale Rechnung[1].
Letzteres, damit Sie nicht unmittelbar im Anschluss durch Geld beWerten müssen, wie die Sache war (was eh meist unmöglich ist), und damit ich nicht in Versuchung komme, mir während unserer gemeinsamen Zeit Gedanken darüber zu machen, ob ich mit Ihrer Gabe zufrieden bin, und wie sehr ich mich also bewusst/unbewusst für Sie "ins Zeug legen" soll...
Wenn Sie eine formale Rechnung brauchen, können wir das Experiment freilich so nicht spielen; dann machen wir es halt wie gewohnt auf die Altmodische und outen uns... (Das übernahm dann wohl der Finanzminister für uns.[1])
Ich bevorzuge Cash als universelles und wertfreies Tauschmittel, bin aber auch für besondere Zahlungsweisen prinzipiell offen - aber bitte nur nach vorheriger Absprache...

Unterm Strich:

Ich glaube, dass das Leben immer über kurz oder lang für einen perfekten Ausgleich sorgt und dafür, dass jeder bekommt, was ihm zusteht. Und ich bin nicht die Karma-Polizei! Jeder muss selbst entscheiden und die Verantwortung dafür übernehmen, ob und wo er geben und nehmen will.
Und zumindest kann so keiner mehr sagen, dass es ums Geld geht. Konnte man zwar bei meiner Handhabe bisher auch echt noch nie, aber jetzt schon gar nicht mehr. Eine Ausrede weniger, um nicht zu mir kommen zu müssen... ;)

Nachtrag 2016:

So schön war dieses Experiment, dass ich mich davon noch nicht trennen möchte. Ich finde, es hat genau das gebracht, was ich wollte: Die, die zu mir kommen, noch mehr zur Eigenverantwortung rufen und gleichzeitig Weite schaffen, sollten die Umstände einmal eng sein.
Für mich ging die Rechnung voll auf. Ich hatte immer große Freude an der neuen Regelung, viele meiner Klienten hatten auch Spaß und den ein oder anderen Aha-Moment, und ich habe auch unterm Strich absolut nicht weniger bekommen als vorher (wo es auch noch nie rein am Geld gescheitert ist)!
Doch dann hatte der österreichische Finanzminister spontan eine ganz tolle Idee: Ab 2016 gilt eine strikte Einzelaufzeichnungs-, Belegs- und auch Registrierkassenpflicht. Das heißt für mein schönes Experiment unter anderem, dass ich nicht mehr meine goldene Box am Abend entleeren und die Summe gewissenhaft in die Buchhaltung schreiben darf, sondern, dass ich fortan aufzeichnen muss, wer genau mir was reingeworfen hat.
Nach langem Ringen mit mir, Steuerberatern und dem Finanzamt - ohne wirklich befriedigende Lösung - fahre ich mit der Box fort! Nur entleere ich sie fortan gleich im Anschluss an die Sitzung/Veranstaltung und schreibe die unumgänglichen persönlichen Rechnungen. Das ist zwar nicht mehr ganz so schön geheimnisvoll wie vorher, aber vielleicht umso ehrlicher.
Doch ist es nicht absurd, dass es heute in Österreich tatsächlich keine Möglichkeit mehr gibt, irgendeine Veranstaltung/Aktion/Whatever mit "Spendenkörberl" zu machen? Auch keinen Vortrag oder sonstwas. Welch Fortschritt...
 

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Kommentare

Es gibt hierzu schon 3 Kommentare:
Alexander Lang Alexander Lang
am 17.07.2015, 15:45 Uhr 
Da die Festspiele nun tatsächlich wieder in Salzburg angekommen sind, sich dieses Experiment bislang überaus bewährt hat und mir mehr und mehr großes Vergnügen bereitet, verlängere ich die Handhabe für den Großteil meiner Angebote!

Ein großes Dankeschön für die tolle Mitarbeit... ;)
Susanna Andreini
am 19.07.2015, um 22:39 Uhr
Tolles Experiment , Alexander! Nachahmenswert!
Gratulation dazu alle besten Wünsche zu weiterhin so gutem Erfolg!
Herzlich, Susanna
Alexander Lang Alexander Lang
am 14.03.2016, 17:13 Uhr 
Leider musste sich der für mein Befinden ziemlich geniale Modus den steuerrechtlichen Neuerungen 2016 (siehe Nachtrag oben) unterjochen und wurde somit zwischenzeitlich um den unumgänglichen Barbeleg nach jeder einzelnen Sitzung erweitert.

Ist irgendwie vielleicht nicht mehr ganz so mystisch, aber immer noch die Fortführung des Experiments wert!
;)

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[1] a b
siehe Abschnitt "Nachtrag 2016"